Wegen seiner Lage in Kaukasus – an der Nahtstelle christlicher und muslemischer Welten – erlebte Armenien ständig die Überfälle von Römer, Perser, Byzantiner, Araber, Seldschuken und Mongolen. Durch Invasionen wurde der Prozess der Entwicklung des Landes unterbrochen. Die Armenier haben es trotzdem geschafft, die Eigenart und Traditionen der einheimischen Kultur beizubehalten.
Vor der Christianisierung entwickelte sich die armenische Kultur einerseits unter dem hellenistischen und andererseits unter dem persischen Einfluss. Dadurch gewinnt die armenische Kultur neue Impulse für die Widerbelebung.
Im Jahr 301 wird Armenien als erstes Land in der ganzen Welt christianisiert. Die neue Religion heißt Anfang des neuen Lebens in der Geschichte und Kultur des Landes. Christentum prägt die Entwicklung aller wichtigen Kulturbereichen. Das betrifft vor allem die armenische Baukunst – die alten heidnischen Tempeln werden durch christliche Kirchen und Basiliken ersetzt. Typisch armenische Steinkreuze mit seinem dekorativen Stil waren in der Architektur sehr verbreitet auf das ganze Territorium des Landes.
Ein weiteres wichtiges Ereignis in der Geschichte Armeniens ist das Jahr 405, als der armenische Gelehrte und Philosoph Mesrop Maschtoz die erste armenische Schrift erstellt hat. Das war ein wichtiger Meilenstein in der Kultur Armeniens, weil damit beginnt die Entwicklung armenischer Literatur.
Die Anfänge der historiographischen Literatur liegen im 5, die der Dichtung und des Romans aber im 10. Jahrhundert. Im Museum von Matendaran in Jerewan sind bewahrt über 17 000 wertvolle Manuskripte der armenischen Kultur. Im 19. Jahrhundert erlebt die armenische Literatur eine Renaissance –es wird ein neuer Literaturstil geschaffen.
Die Anfänge armenischer Malerei gehen bis zum 5. Jahrhundert nach Christus zurück. Die sogenannte Miniaturmalerei der altarmenischer Bücher, die zur Verzierung der Manuskripte verwendet wurde. Dieser Stil erreichte seine hohe Blüte im Mittelalter. Bemerkenswert ist auch die armenische Freskenmalerei, obwohl in den armenischen Kirchen nur noch wenige Fresken bis heute erhalten sind.
Die armenische Malerei aus den 19-20 Jahrhunderten basiert auf der altarmenischen Buchmalerei und entwickelt die Traditionen weiter. Die bekannten armenischen Maler aus dieser Zeit sind Hovsep Puschman, Howhannes Ajwasowski, Minas Avetisyan etc., deren Kunstwerke in der Nationalgalerie ausgestellt worden sind. Als Vater der modernen armenischen Malerei wird bezeichnet Martiros Sarjan, deren persönlicher Malstil auf die Traditionen der altarmenischen Malkunst bezieht.
In Armenien wurde auch Teppichkunst hoch geschätzt und gepflegt. Einige wenige Exemplare der altarmenischen Teppiche werden in den Museen von Berlin und London aufbewahrt. Sie sind geschmükt mit unterschiedlichen Motiven aus der Geschichte, Bibel, dem europäischen Art Deco, sowie den unterschiedlichen Tiersymbolen.
Aufgrund vieler Einflüsse in der Geschichte des Landes hat Armenien eine Fülle von musikalischen Traditionen entwickelt. Spezifisch armenische, einzigartige „sharakans“ Liturgien, „sacred“ Musik, die Gesänge und Wirkung von Gusans und Ashigs am Hofe der Könige machen einen tiefen Einfluss in der Geschichte der Entwicklung armenischer Musik. Die armenische musikalische Folklore besteht vor allem aus Arbeits- und Feierlieder, die unter Begleitung nationaler Volksinstrumente wie Duduk, Dam oder Kamantscha. Ein armenischer Mönch Komitas hat sehr viel geleistet zur Entwicklung der armenischen Musik, indem er zahlreiche Lieder sammelte und neu arrangierte.
Ein besonderer Beitrag in der Geschichte der klassischen armenischen Musik hat geleistet der bekannteste armenische Komponisten ist Aram Chatschaturyan. Er verknüpfte die den Stil westeuropäischer Musik mit den Traditionen der armenischen Volksmusik und diese Kombination vermittelt die moderne armenische Musik einen besonderen Eigenart.